Maria Gerhard (1897–1995) versorgte in ihrem Elternhaus in Dahlem, Ihnestraße 51 ihren Vater, Pfarrer Wilhelm Gerhardt, der 1937 starb. Sie war Mitglied der Dahlemer Gemeinde und arbeitete für die Zweite Vorläufige Kirchenleitung, also das oberste Gremium des kompromisslosen, „dahlemitischen“ Zweigs der Bekennenden Kirche. Als deren Büros im Burckhardthaus im Juli 1937 zwangsweise geschlossen wurden, stellte Maria Gerhard ein Arbeitszimmer in ihrem Haus als Büro zur Verfügung. Sie nahm sich der Mitarbeiterin Charlotte Friedenthal (1892–1973) an, die als Christin jüdischer Herkunft verfolgt war. Friedenthal konnte sich im Haus von Gerhard verbergen, bis sie im September 1942 durch eine heimliche Fluchthilfeaktion die nötigen Papiere erhielt, um trotz des Auswanderungsverbots noch in die Schweiz zu emigrieren. Im Frühjahr 1943 versteckte Maria Gerhard eine weitere Jüdin für mehrere Wochen in ihrem Haus.
Das folgende nachgesprochene Interview fand statt in Burgwedel am 4.10.1986.
Gesprochen von: Christiane Holstein
Foto: Charlotte Friedenthal und Maria Gerhard (v.l.n.r.), um 1950, Privatbesitz.