»Wo der Menschenbruder hier – inmitten dieser Reiche der Welt – leidet, da erweist es sich, ob wir glauben oder nicht glauben, da entscheidet sich unser ewiges Geschick, denn ‚wer seinen Bruder nicht liebt, der bleibt im Tode’ (1. Joh. 3,14). Wo also Menschen leiden, da erwächst dem Glauben eine absolute Verpflichtung […] Damit stehen wir an der Stelle, wo der Christ, jeder Christ, an dem Geschehen in der Welt, in der wir leben, mitverantwortlich wird und wo er sich schlechterdings nicht als desinteressiert erklären kann.« […]
»Ich habe ein unruhiges Gewissen […] Einer muß wohl davon sprechen, wenn sich sonst niemand zum Mund der Stummen macht. […] Es ist die Sorge darum, daß wir wieder einmal in die Versuchung geführt werden – und wie viele Menschen unseres deutschen Volkes sind immer noch oder schon wieder für diese Versuchung anfällig! – daß wir in das furchtbare Freund-Feind-Denken zurückfallen und es wieder als selbstverständlich betrachten, daß es dem Feinde gegenüber nichts anderes als das Schwert gäbe.«
Vortrag Martin Niemöllers „Von der politischen Verantwortung des Christen in der heutigen Welt“ in Genf am 24. 11. 1952, zitiert nach: Martin Niemöller: Reden 1945–1954, Darmstadt 1958, S. 226ff
Gesprochen von: Heikko Deutschmann