Die Biologin Elisabeth Schiemann, die seit 1933 entschieden gegen die Judenverfolgung auftrat, wurde in der Adventszeit 1938 zufällig Augenzeugin der Zustände in einer staatlichen Stelle zur Erteilung von Auswanderungsgenehmigungen. Entsetzt über die schlechte Behandlung der verfolgten Jüdinnen und Juden verfasste sie einen Beschwerdebrief an Reichsfinanzminister Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk. Sie hoffte, die Aufmerksamkeit des parteilosen Ministers zu gewinnen, da er wie sie Mitglied der Dahlemer Kirchengemeinde war. Er leitete den Brief behördenintern weiter, wo er versandete. Elisabeth Schiemann geschah in der Folge nichts. 1940 wurde ihr jedoch wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ die akademische Lehrerlaubnis an der Berliner Universität entzogen.
Zweitschrift aus Schiemanns Unterlagen, Archiv der Max-Planck-Gesellschaft Berlin, III. Abt. Rep. 2 (Nachlass Schiemann), Nr. 18